Die Lösung für die Neugestaltung der Mittelstraße nicht unbedingt in Sicht
27.8.2021 Schermbeck (geg). Die Diskussion um die Verkehrsplanung im Ortskern von Schermbeck war im Saal Ramirez recht emotional besetzt. Dass der Zustand der Mittelstraße ein absolutes „No go“ ist, war allen Teilnehmern im Saal klar. Deutlich wurde, was aber niemanden verwunderte- das kein anderer diesen Verkehr vor seiner Haustür haben möchte. Wir erinnern uns: Das zweimalige Bemühen der Politiker in der Vergangenheit den innerörtlichen Verkehr zu entzerren, scheiterte jeweils an Bürgerbegehren.
Diesmal wurden Planungsbüros mit dieser Aufgabe beauftragt, die wiederum nach Bürgerbefragungen die Wünsche der Schermbecker erarbeiteten. Beteiligt hatten sich 2.200 Bürger mit 3.500, teils sehr ausführlichen, Beiträgen. Vorgestellt wurde der Stand des „Städtebaulichen Rahmenkonzeptes für den Ortskern von Schermbeck“- das Interesse der anwesenden Bürger aber lag hauptsächlich auf die zukünftige Verkehrsführung und Gestaltung der Mittelstraße. Rund 200 Besucher begrüßte Bürgermeister Mike Rexforth im Saal Ramirez.
Nach den bisherigen Bürgerbefragungen wurden zehn Varianten der Mittelstraßenentlastung erarbeitet. Nach Abstimmungen mit der Polizei und dem Straßenverkehrsamt sind drei als akzeptabel übrig geblieben: Eine Einbahnstraßenregelung auf der Mittelstraße von der Ludgeruskirche in Richtung Rathaus, eine Fahrradstraße mit einem Anwohnerverkehr und ein verkehrsberuhigter Bereich mit einer Beschilderung, bei der alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind.
„Sie haben Ihr Ziel, den Verkehr aus Schermbeck zu verbannen nicht erreicht, hier wurde einfach das Programm von 1986 neu aufgelegt, wir brauchen aber ein verkehrsberuhigtes Schermbeck ohne unsere Straßen mehr zu belasten“. Diesen Vorwurf mussten sich die Planer von einem Bewohner des Kapellenwegs anhören. „Wir können Ihnen nur unsere Sicht von außen erzählen“, entgegnete Stadtplaner Hans-Rainer Runge. Will heißen: Es gibt innerorts von Schermbeck keinen Unfallschwerpunkt, die größte Unsicherheit haben die Verkehrsteilnehmer auf der Mittelstraße, die der Weg zum Einkaugf für die Schermbecker und auch Schulweg für die Grundschule und die Gesamtschule ist. Runge fasste zusammen: “Die Mittelstraße ist furchtbar, wir müssen einen Kompromiss finden“. Aber wer sitzt in den vielen Fahrzeugen? Aufwendige und umfangreiche Untersuchungen hätten ergeben, dass es keine Auswärtigen sind, sondern hauptsächlich die Schermbecker, die den Weg durch die „Mi“ suchen, und dafür nicht ihr Füße oder das Fahrrad benutzen.
In der Onlinebefragung hatte sich die Mehrheit für die Einbahnstraßenlösung von der Ludgeruskirche in Richtung Rathaus ausgesprochen. Im Saal Ramirez aber gab es bei der Vorstellung direkt Turbulenzen, die von Bewohnern der Schienebergstege, der Marellenkämpe und des Kapellenweges ausgelöst wurden. Timo Gätzschmann hatte, weil diese hitzigen Einwürfe nicht zum Ergebnis der Befragung passten, um ein entsprechendes Handzeichen gebeten.
Die Verlegung des Verkehrs aus der Mittelstraße führt zwangsweise zu einer Erhöhung der Fahrzeugzahlen, die durch die Schienebergstege und den Kapellenweg abgeleitet werden. Eine Entlastung würde in allen drei Varianten durch die Öffnung der Marellenkämpe erreicht. Die Planer verweisen darauf, dass die betroffenen Straßen breiter und die Verkehrsteilnehmer dadurch weniger gefährdet sind, als auf der Mi. Außerdem liegen die 212 Anwohner der Mittelstraße direkt an der Straße, während die 130 Anwohner der Schienebergstege und die 158 Anwohner des Kapellenweges hinter Vorgärten oder Hecken wohnen.
Wie geht’s nun weiter: Bis zum 6. September können die Bürger noch Vorschläge einreichen. Dann fertigen die Planungsbüros den Abschlussbericht und reichen die Förderanträge ein. Parallel dazu müssen die Politiker hier Entscheidungen treffen, wobei Bürgermeister Mike Rexforth davon ausgeht, wie er in seinen Abschlussworten erklärte, dass es wohl einen Ratsbürgerentscheid geben werde. Er rechne aber auch mit einem Bürgerbegehren. Die Zeit dränge, denn auch die RWW dränge auf eine Ausführung, da der Zahn der Zeit an den Rohren unter der Mittelstraße nage und erneuert werden müssten. Bis es soweit ist, wird bei Rohrbüchen die Mittelstraße weiterhin mit Flicken belegt.