Dialogbereitschaft und Zusammenarbeit – Kooperation zum Wasserschutz feiert Jubiläum
8.7.2024 Schermbeck. Anlässlich von über 30 Jahren Zusammenarbeit in Land- und Wasserwirtschaft im Raum Schermbeck und Raesfeld-Erle und der Gründung der Kooperation „Holsterhauen/Üfter Mark“ 1998 begingen die Wasserwerke ein Doppeljubiläum mit geladenen Gästen aus Politik und Landwirtschaft. Über 150 Teilnehmende folgten der Einladung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfale, Kreisstelle Borken, und der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerkgesellschaft zum RWW-Wasserwerk nach Dorsten. Bei gutem Wetter und lockerer Stimmung gab es großes Lob für die Kooperation aber auch Seitenhiebe der Landwirtschaft in Richtung Politik.
RWW-Geschäftsführer Dr. Franz-Josef Schulte begrüßte die Gäste herzlich und hob die Bedeutung des Doppeljubiläums hervor. Die Arbeit der Landwirtschaft sei „existenziell für unser Leben“, aber werde auch zurecht durch Richtlinien der Politik und des Gewässerschutzes reguliert. Für ihn, und den Konzern generell, gehe es um „sauberes und frisches Trinkwasser für die nächsten Generationen“ und er bedankte sich für die gute Arbeit aller Mitarbeitenden. Gleichzeitig gab er zu: „Wir müssen uns weiter anstrengen!“
NRW-Staatssekretär Dr. Martin Berges aus dem Landwirtschaftsministerium lobte die Kooperation „Holsterhausen/Üfter Mark“ in den höchsten Tönen, gehöre sie immerhin zu den ältesten und größten Kooperationen Nordrhein-Westfalens. Zum Zeitpunkt der Gründung war das Konzept der Freiwilligkeit im Bereich des Trinkwasserschutzes noch ein sehr neues und in der Politik und unter den Landwirten zunächst noch kontrovers diskutiert worden. Jedoch stellte er fest, dass NRW eine „Strahlwirkung“ gehabt habe, wodurch sich diese Art der Zusammenarbeit, welche auf Lösungen statt Verbote fokussiert sei, in anderen Bundesländer verbreitet habe. Er wies zudem auf den Koalitionsvertrag hin, in dem eben jene großflächigen Verbote vermieden, und anstatt dessen auf Beratung gesetzt werde.
Auch Viktor Haase, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt und Naturschutz des Landes NRW, bezog sich auf den Koalitionsvertrag und hob hervor, dass 19 Millionen Euro pro Jahr für derartige Kooperationen ausgegeben werden. Dieses Geld sei gut angelegt, so Haase, da der Schutz der Ressource Wasser oberste Priorität für die Landesregierung habe. Des Weiteren bezog er sich auf die Bedeutung des Dialogs auf Augenhöhe und bat, den „Geist der Kooperation“ aufrecht zu erhalten.
Weniger versöhnliche Worte fand Thomas Wissing, der Vorsitzende der Kooperation „Holsterhausen/Üfter Mark“, seines Zeichens selbst Landwirt in der Region. In einem Fußballvergleich beschrieb er Wasserschutz als den Pokal und die Beraterinnen und Berater der Landwirtschaftskammer NRW als das „Trainerteam“, aber beklagte auch „immer neue Vorgaben“ und verglich die Bürokratie mit Fesseln. Ein gefesselter Spieler, so der Vergleich, könne keinen Pokal holen, genau so, wie eine gefesselte Landwirtschaft das Ziel Wasserschutz nicht erreichen könne. Wissing stellte klar, dass Trinkwassersicherheit und gute Landwirtschaft miteinander vereinbar seien, aber nur, wenn auf das Wissen und die Erfahrung vor Ort zurückgegriffen werde. Er bat die Vertreterinnen und Vertreter der Politik „in Düsseldorf, Berlin und Brüssel“ für Vertrauen in die lokalen Akteure zu werben und schloss mit einem Zitat der Fußballlegende Alfred Preißler: „Grau is’ im Leben alle Theorie - aber entscheidend is’ auf’m Platz.“
Text und Foto Konstantin Spyrou
Bürgermeister Tobias Stockhoff hingegen hielt es mit den Staatssekretären und bezog sich auf den Dialog, nicht nur zwischen Landwirtschaft und Wasserschutz, sondern ebenfalls zwischen dem Rheinland und Westfalen, eine eher seltene Kombination, so Stockhoff. Aber die freundliche und respektvolle Atmosphäre sei der Grundstein für das „Aufeinander-Zugehen“, er sprach von einem „Miteinander, statt ein Gegeneinander“. Doch auch er mahnte, Ideologie aus der Debatte zu verbannen und anstatt dessen auf Verstand, Technik und Erfahrung zu setzten, ganz im Zeichen der Dialogbereitschaft der Kooperation.