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Kaufleute zum großen Teil nicht glücklich mit dem Verkehrsversuch

21.7.2023 Schermbeck (geg). Die NRZ schreibt unter anderem in ihrem heutigen Artikel, dass nach Auskunft der Verwaltung vor allem die Situation in der Mittelstraße positiv beurteilt würde: „Wir sind sehr gut auf dem Weg, den Ratsbeschluss, 50 Prozent des Verkehrs aus der Innenstadt zu verbannen, umzusetzen“, so Berthold Schmeing. Für eine endgültige Beurteilung müsse man aber neben der Auswertung der laufenden Verkehrszählungen auch die Einschätzungen von Betroffenen und Kaufleuten einbeziehen

Diese Meinung haben wir eingeholt:
Die betroffenen Radfahrer und auch Fußgänger begrüßen die leere Mittelstraße natürlich. Leider gibt es immernoch Fahrzeuge die vor der Schranke stehen und wenden müssen, weil sie die Verkehrszeichen schlichtweg übersehen. Die Meinung der Einzelhändler ist unterschiedlich.
Rudi Draeger Inhaber des Schuhhaus Draeger sagt: „Das kann so nicht bleiben, ich habe in meinem Geschäft zwar bisher keine Nachteile, aber ich fahre irre Wege wenn ich von meinem Zuhause aus mit dem Auto Besorgungen machen muss.“ Allein zum Brötchen holen, führe er fünf Kilometer hin und zurück. Kürzlich sei ein Kunde bei ihm gewesen, der seine Frau bei Dr. Ammenwerth abgesetzt habe und die Zeit nutzen wollte um im REWE einzukaufen. Dafür hätte er aber zurück zur B58 und den gleichen Umweg wieder zurück zur Praxis machen müssen, um seine Frau wieder abzuholen. Draeger favorisiert eindeutig die Einbahnstraßenregelung. Das würde auch Claudia Wenzel, aus dem Friseursalon Wenzel befürworten, wie die meisten der Befragten. Sie habe zwar ebenfalls keine Nachteile, da sie wie einige andere Geschäftsleute an der Mi Stammkunden hat und nach Terminen arbeitet, aber irgendwie fehle das Leben auf der Straße. Das empfindet auch Tim Besten, Inhaber des EMS Studio so, der ebenfalls nach Terminen arbeitet.

Dem Schermbecker Reisebüro fehlen die Kunden aus dem Kreis Borken, Gahlen und Besten. „Die bereinigten Zahlen sprechen von 17 Prozent weniger Besuchen im Reisebüro“, berichtet Inhaber Frank Herbrechter und bemängelt, dass der Verkehr nicht kontrolliert werde, Motorräder ganz selbstverständlich an der Schranke vorbeifahren und ansonsten die Straße „tot“ sei. Ihm fehle die Transparenz der Verwaltung. Externe Besucher finden sich im Ort nicht mehr zurecht.
Frustriert ist Udo Conrad, Inhaber des REWE Marktes. Er habe deutliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen, genau wie der Fischhändler der einmal die Woche vor Ort sei. Kunden hätten ihn angeschrieben und auch angerufen und ihm mitgeteilt, dass sie aufgrund der Verkehrsführung woanders einkaufen. Von negativen Kundenrückmeldungen spricht auch Peter Verwiebe von Verwiebe Optik. Dem schließen sich die Angestellten der Burgapotheke an, die für den Verkehrsversuch die Note 6 aussprechen. In einer langen Liste haben 28 Kunden in der ersten Woche des Versuchs, ihre negativen Erfahrungen niedergeschrieben. Mehr Medikamente müssten nun zu den Kunden gebracht werden, die die Apotheke insgesamt weniger frequentieren.

Jörg Iser aus der Goldschmiede Iser&Dietzel findet die Sperrung der Mittelstraße für den Durchgangsverkehr unsinnig. Ihm fehlt genau wie Christiane Fröhlich aus der Geschenkboutique Stender der vorbeifahrende Verkehr von dem das Geschäft gesehen würde, „Nicht selten kommt so jemand ins Geschäft“, so Iser. Christiane Fröhlich berichtet, dass es in all den Jahren nie so ruhig im Geschäft gewesen sei, wie derzeit. Alice Esser bezeichnet den Versuch als Katastrophe für ihr Unternehmen, auch ihr fehlen die Kunden von denen sie beim Durchfahren gesehen wird.
Susanne Krämer Inhaberin des Unverpackt Ladens verzeichnet keine Nachteile, der Conceptstore by A hat gefühlt weniger Kunden im Geschäft.

Anja Mettler Inhaberin aus dem Uhren- und Schmuckfachgeschäft EDEL und METALL findet den Verkehrsversuch positiv, die Problematik der Umwege sieht sie durchaus, aber: „Man kann nichts verändern wenn man nichts verändert“, sagt sie. Die Stadtparfümerie Pieper habe kurz auf den Punkt gebracht weniger Kunden und Umsatz.
In jedem Jahr steht ein Verkaufswagen des Gutes Böckenhoff mit Spargel und Erdbeeren neben Roßmann. Inhaberin Marie Adelheid Böckenhoff berichtet von erheblichen Umsatzeinbußen in diesem Jahr und dass der Verkehrsversuch durchaus geschäftsschädigend sei.

Kerstin Stricker Jungenkrüger, inhaberin von Blumen Stricker berichtet von Umsatzeinbußen. Es kämen weniger Kunden und man erhalte auch die Information, dass auswärtige Kunden nicht bereit sind bei ihnen einzukaufen, weil man nur über Umwege gleichzeitig weitere Dinge im Ort erledigen könne

Hinweis: Es konnten aufgrund der Urlaubszeit nicht alle Geschäftsinhaber angetroffen werden

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