Verkehrskonzept: Im Schermbecker Rathaus schlugen die Wellen hoch
Von Ralf Meier
6.9.2023 Schermbeck. Der 5. September 2023 wird als ein bemerkenswerter Tag in die Annalen der Gemeinde Schermbecker eingehen. Selten sah man den Besucherbereich des Rathauses so überfüllt, dass sogar Stehplätze in Anspruch genommen werden mussten. Das kontrovers diskutierte Thema, das die Massen anlockte, war einmal mehr der Verkehrsversuch 2b zur Beruhigung der Mittelstraße.
Neuer Antrag sorgt für Aufsehen
In einer Sondersitzung des Rates am 29. August wurden bereits konkrete Daten und Fakten zum Versuch präsentiert. Anwohner hatten sich seit Wochen über die Zunahme des Verkehrs in benachbarten Straßen wie der Marellenkämpe und der Kastanienstraße beklagt. Auch der eigentlich beabsichtigte Effekt einer ruhigeren Mittelstraße schoss wohl über das Ziel hinaus. Aus der Kaufmannschaft wurden immer mehr Stimmen laut, dass die einst lebendige Einkaufsmeile zunehmend ihre Vitalität verlieren würde.
Hubert Große-Ruiken wies zu Beginn der Sitzung darauf hin, dass, trotz der Kritik am derzeitigen Verkehrsversuch, Umfragen ergeben hätten, dass etwa ein Drittel der Befragten nicht zur alten Verkehrssituation zurückkehren möchte. Alternativ stellte er einen gemeinsamen Antrag von Die FRAKTION, CDU und SPD vor, der auch eine wichtige Rolle für die Bürgerinnen und Bürger vorsieht.
Angespannte Atmosphäre
Die angespannte Atmosphäre war schon vor der Sitzung spürbar, als rund 150 Demonstranten, darunter viele besorgte Eltern, vor dem Rathaus protestierten. Ihre Hauptbeschwerdepunkte waren die Sicherheit ihrer Kinder und wiederholte Verkehrsverstöße an den zentralen Brennpunkten, z. B. an der Marellenkämpe und der Kastanienstraße. Letztere ist zwar verkehrsberuhigt, doch davon lassen sich zahlreiche Autofahrer wohl nicht abschrecken.
Probleme traten ebenfalls an der Mittelstraße auf, wo zweimal für Notfahrzeuge aufgrund fehlender Zugangschips an der Schranke Schluss war.
Auf die Frage hin, warum das Experiment trotz der offensichtlichen Probleme fortgesetzt wird, argumentierte Bürgermeister Mike Rexforth, dass politische Entscheidungen nicht einfach rückgängig gemacht werden könnten. Er hatte zudem bei der zuständigen Kreisbehörde um verstärkte Polizeipräsenz in den betroffenen Gebieten nachgefragt, als Reaktion auf die vielen Berichte über Falschfahrer und Geschwindigkeitsüberschreitungen.
2. Verkehrsversuch läuft über zwei Monate
Die Debatte blieb trotz des unerwarteten Vorstoßes gleich dreier Fraktionen hitzig. Stephan Steinkühler von den Grünen kritisierte den seiner Ansicht völlig unnötigen Zeitdruck, unter dem auch die neue Versuchsanordnung auf den Weg gebracht werden soll, worauf ihm vorgeworfen wurde, bereits im Wahlkampfmodus zu sein. Doch trotz aller Kontroversen wurde entschieden, nach dem Ende des aktuellen Verkehrsversuchs, das in wenigen Tagen ansteht, mit dem Szenario 1 des Verkehrsplanungsbüros fortzufahren. Das sieht vor, die Mittelstraße in eine Einbahnstraße zu verwandeln. Dieser Vorschlag wurde fast einstimmig angenommen, mit lediglich zwei Gegenstimmen der Grünen. Zudem sieht der gemeinsame Antrag einen abschließenden Bürgerentscheid vor, bei dem alle Schermbeckerinnen und Schermbecker mitentscheiden können, wie es mit der Mittelstraße weitergehen soll.