Anpacken, bewegen und staunen -Das Indien-Team berichtet von den Fortschritten in Ponugodu
Von Aileen Kurkowiak
13.6.2023 Schermbeck. Es ist ein Thema, das viele bewegt; allein, weil viele selbst aus der Ferne unterstützen und die Entwicklungen beobachten: Das Indien-Projekt der Gemeinde St. Ludgerus und anderen zahlreichen Helfern entwickelt sich prächtig. Über den Sachstand und wie genau die finanziellen Beiträge vor Ort ankommen, berichteten jetzt Xavier Muppala, dessen Familie in Ponugodu lebt sowie Barbara und Stephan Stender.
Gemeinsam mit Mit-Akteurin Barbara Böing besuchten die drei Indien-Freunde das Land, das von dem Projekt profitiert. Anfang Februar reisten sie nach Indien, um Land, Leute und Kultur besser kennenzulernen, sowie die Entwicklungen in Ponugodu zu dokumentieren. Sie machten Station in Kalkutta, in Kathmandu/Nepal, in Hyderabad und schließlich in Ponugodu.
„Schon der Anfang unserer Reise war absolut unglaublich“, berichtet Stephan Stender. „Bevor es nach Ponugodu ging, sind wir herumgereist. Das Programm war enorm voll, wir haben viel gesehen. Ein absolutes Highlight war die 75-jährige Jubiläumsfeier einer Mädchenschule. Der Termin wurde extra wegen unseres Besuches umgelegt. Man empfing uns als Ehrengäste – es war überwältigend.“ Rund 5.000 Gäste waren zu Jubiläumsfeier geladen, untermalt wurde das Ganze durch ein hochprofessionelles Rahmenprogramm der Schülerinnen. „Das Musical, was uns vorgeführt wurde, suchte seinesgleichen. Unvorstellbar, mit was für einer Disziplin und mit welchem Talent uns dort eine Show der Extraklasse dargeboten wurde“, erinnert sich Barbara Stender. Gleichzeitig übernachtete die Reisegruppe bei Einheimischen und sogar im Gästezimmer eines Jungeninternats unter widrigen Umständen – alles, um die Kultur und das Leben vor Ort besser kennenzulernen.
Sauberes Wasser
Schließlich angekommen in Ponugodu besichtigten die Eheleute Stender gemeinsam mit Barbara Böing und Pastor Muppala die aktuellen Projekte vor Ort. Mit dem Wasserwerk ging es los: Fertiggestellt wurde das Werk bereits kurz vor der Pandemie, nach der Inbetriebnahme war dies allerdings der erste Besuch durch die Initiatoren. Inzwischen sind dort sechs Mitarbeiter beschäftigt und es wurde kürzlich ein zweiter Lkw angeschafft, um ein größeres Auslieferungsvolumen der 20-Liter-Gefäße mit Frischwasser zu erreichen.
„Dayakar, Xaviers Bruder, der vor Ort als Betriebsleiter des Werkes fungiert, erklärte mir alle Maschinen und ermöglichte mir sogar, das Wasser persönlich bei den Familien abzuliefern“, freut sich Stephan Stender. Zuvor war das Wasser in Ponugodu unter anderem hochgradig fluoridbelastet. Inzwischen ist es mit deutschen Maßstäben zu vergleichen. „Da es kein Abwassersystem gibt, ist das Grundwasser verschmutzt. Die Wasserstellen sind extrem verunreinigt, sodass wir froh sind, inzwischen sauberes Wasser für denselben Preis anbieten zu können“, so Stender. An den Schulen wird das Wasser kostenfrei verteilt.
20 Liter Wasser werden vor Ort zu umgerechnet 20 Cent verkauft. Inzwischen können rund 14.000 indische Familien mit sauberem Wasser versorgt werden. „Wir machen immer weiter“, betont Stephan Stender. „Natürlich möchten wir die Produktion steigern, um noch mehr Familien zu versorgen, der Flaschenhals ist allerdings aktuell die Stromversorgung. Wir müssen einen Weg finden, selbst Strom zu produzieren.“
Mehr Selbstständigkeit
Das Herzensprojekt von Barbara Stender ist die Nähschule in Ponugodu. Die Schule wurde 2017 eingerichtet, 2018 konnten die ersten Gruppen starten. Jährlich können zwei Nähklassen mit jeweils zehn Mädchen die Schule abschließen. Nach vollendeter Ausbildung bekommen die Mädchen ihre Nähmaschinen nach Hause, um mit Näharbeiten im „Home-Office“ Geld dazuzuverdienen: „In erster Linie geht es dabei um die Selbstständigkeit der Frauen“, erklärt Barbara Stender. „Der Verdienst liegt bei rund 120 Euro monatlich durch das Nähen von Kleidung. Das entspricht in etwa auch dem Lohn, den die Männer bei ihren Arbeiten verdienen. Die Frauen bekommen das Geld selber ausgehändigt, was viel für ihre Selbstständigkeit und auch das Selbstbewusstsein tut.“ Die Frauen erhalten automatisch eine bessere Stellung im Familiengeflecht. „Es wird hier eine Hilfe zur Selbsthilfe geschaffen“, erklärt Xavier Muppala. „Die Mädchen werden nach verschiedenen Kriterien ausgewählt, um die Möglichkeit auf eine Ausbildung fair zu halten. Kriterien sind zum Beispiel das Einkommen, die Ausbildung und auch, dass jede Kaste und Religion vertreten sind.
Besuch der Patenkinder
Unterstützer des Indien-Projektes haben mit einem monatlichen Beitrag von 25 Euro die Möglichkeit, vor Ort einem Patenkind unter die Arme zu greifen. Mittlerweile sind insgesamt 122 Patenkinder vermittelt, die mit Hilfe der Patenschaft beispielsweise zur Schule gehen und die damit einhergehenden laufenden Kosten wie Materialien und Schulkleidung decken können.
Zum Abschluss der Indienreise wurde ein großes Patenfest gefeiert, bei dem die Familien berichteten, dass für viele Kinder ein Schulbesuch ohne die Hilfe aus Deutschland nicht möglich wäre. Wichtig für die Initiatoren ist, dass das Geld zur Finanzierung des Schulbesuchs ausschließlich gegen Vorlage der Schulbescheinigung ausgezahlt wird, damit es genau da ankommt, wo es gebraucht wird.
Während die Patenkinder bei dem großen Fest selber Geschenke aus Deutschland erhielten, hatten sie am Nachmittag die Möglichkeit, Briefe an ihre Paten zu schreiben, die von der Reisegruppe anschließend mitgenommen wurden.
„Wir planen für November 2024 eine Gruppenreise nach Ponugodu, damit sich Interessierte selbst vor Ort ein Bild machen können“, erklärt Muppala. „Genaue Informationen dazu werden noch kommuniziert.“
Große Pläne
Perspektivisch gibt es die Möglichkeit, eine Räumlichkeit auch für Jungen zu schaffen, um eine Ausbildung im IT-Bereich zu absolvieren. „Das wird eines der nächsten Projekte vor Ort“, sagt Stephan Stender. Weiter soll das Angebot in der Nähschule ausgebaut werden, um auch aufwändigere Projekte realisieren zu können. Varianten zur Verbesserung der Situation vor Ort gibt es viele – Nötig dafür ist die Unterstützung aus Deutschland, damit in Ponugodu mehr Raum zur Selbsthilfe entsteht. Das Indien-Projekt der Gemeinde St. Ludgerus bietet die Möglichkeit der Unterstützung mit genauer Nachvollziehbarkeit, dass das Geld auch wirklich dort ankommt, wo es gebaucht wird.
Patenschaften können jederzeit und ohne eine feste Bindungs- oder Kündigungsfrist übernommen werden. Es fällt dafür ein monatlicher Beitrag von 25 Euro an. Bei Interesse können Sie Barbara Stender telefonisch unter der 0171 4790178 oder per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! kontaktieren.
Für alle Projekte kann auch einmalig gespendet werden:
Katholische Kirchengemeinde St. Ludgerus
Volksbank Schermbeck eG
DE06 4006 9363 0101 0059 02
BIC: GENODEM1SMB
Stichwort: Indien-Projekt