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Norbert Hohmann verabschiedet sich und geht in den Ruhestand

25.5.2023 Schermbeck. Knapp zwei Jahrzehnte ist Norbert Hohmann mittlerweile Schulleiter der Gesamtschule Schermbeck. Sein äußerliches Markenzeichen: Anzug und Krawatte.
Während seiner Zeit hat sich die Gesamtschule einen Namen in der Region gemacht und unterrichtet Kinder und Jugendliche aus drei Landkreisen. Nun neigt sich Hohmanns Amtszeit dem Ende zu - er geht in den wohlverdienten Ruhestand.
Unser Reporter Tom Marquas hat ein wenig mit dem Schulleiter über seinen Werdegang geplaudert.


Während seiner Schulzeit in Essen kam bei Norbert Hohmann allmählich der Wunsch auf, selbst Lehrer zu werden. „Man kann vieles anders und besser machen“, dachte er sich als Jugendlicher über die Unterrichtsgestaltung und die Beziehung zwischen Lehrern und Schüler. Seine Klasse bestand damals aus 48 Schülern eines reinen Jungengymnasiums, die überwiegend in Form von Frontalunterricht unterrichtet wurden. Die ausschließlich männlichen Lehrer machten immer wieder von der Ohrfeige als Disziplinarmaßnahme Gebrauch.
Rund 20 Jahre nach Kriegsende war auch bei diversen Lehrern noch rechtes Gedanken gut zu erkennen, berichtet Hohmann mit Blick in die Vergangenheit. Schon damals lehnte er das Einfordern absoluter Disziplin ab. „Das alles waren Strukturen, die ich nicht nachvollziehen konnte.“ Erst mit neuen Referendaren trat langsam Veränderung ein. Sie brachten neue Ideen mit in den Unterricht und hatten ein anderes Verständnis von Schule und der Beziehung zwischen Lehrer und Schüler, erinnert sich Hohmann. Schule war für sie nicht mehr nur ein Ort der Wissensvermittlung, sondern auch der Erziehung und des Miteinanders. „Das ist ein Punkt, der mir bis heute wichtig ist“, betont der Schulleiter.


Nachdem Hohmann 1976 sein Abitur erhielt, absolvierte er zunächst zwei Jahre lang Zivildienst. Ab 1978 folgte das Deutsch- und Chemiestudium auf Lehramt. „Das ist eine eher ungewöhnliche Fächerkombination“, gibt Hohmann zu. Er sei allerdings schon früh vielseitig interessiert gewesen. In Kinderzeiten wollte er Pilot oder Lokführer werden.
Anders als heute gab es in den 80er-Jahren ein Überangebot an Lehrern, sodass es schwer war, eine Stelle im öffentlichen Dienst zu finden, erinnert er sich. So kam es, dass Hohmann nach seinem Referendariat zwei Jahre lang an einer katholischen Privatschule in Neuss unterrichtete, die heute vergleichbar mit einem Berufskolleg sei. Zwei weitere Jahre war er als Sprachlehrer für Osteuropäische Migranten in Witten, wo er „ganz tolle Menschen“ kennengelernt habe, tätig. Danach wechselte er an eine Gelsenkirchener Hauptschule in einem sozial benachteiligten Stadtviertel. Er habe in der Zeit viel gelernt, was ihm auch heute noch in Konfliktsituationen helfen würde.


An einer Gesamtschule in Duisburg wurde Hohmann schließlich Oberstufenleiter und vertrat den Schulleiter immer wieder bei verschiedenen Seminaren. Dadurch sammelte er Erfahrung rund um das Thema Leitung und Organisation- etwas was ihm gefiel. Durch Zufall kam er schließlich an die Gesamtschule Schermbeck, die ihm bis dahin nur aufgrund ihres guten Rufes bekannt war. „Schermbeck kannte man in der Gesamtschul-Szene.“
Die Frage, ob man den Beruf des Lehrers nach Schulschluss hinter sich lassen könne, beantwortet der scheidende Schulleiter mit einem klaren Nein. Besonders als Klassenlehrer kümmere man sich auch „deutlich über den Unterricht hinaus“. Lehrerinnen und Lehrer würden mitunter viel Persönliches von den Kindern mitbekommen und sich auch noch nach Schulende um diese kümmern.


Seit Beginn seines Berufslebens stand für ihn der Kontakt mit Menschen immer im Fokus. Er pflege eine Politik der offenen Tür. Jeder sei immer willkommen bei ihm im Büro. Zu seiner ersten eigenen Klasse pflege er immer noch Kontakt und von seinem letzten Abiturjahrgang an der Duisburger Gesamtschule hängt bis heute ein Foto bei ihm im Büro. Es bereite ihm Freude, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu begleiten, deren Gemeinschaftsgefühl zu stärken und wichtige Werte mit auf den Weg zu geben, sodass aus ihnen wichtige Teile der Gesellschaft würden. Die Schülerschaft steht bis heute im Mittelpunkt. „Für sie machen wir Schule.“ Insgesamt sei Schule Teamwork, bei der alle beteiligten Gruppen beteiligt werden müssten.

Trotz all seiner guten Erfahrungen sei ihm bewusst, dass dies nicht immer gelinge. Insbesondere die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, sei für ihn aufgrund der Veränderungen in der Gesellschaft, herausfordernd. Konflikte sollten im Idealfall durch Dialog einvernehmlich beigelegt werden, auch wenn die Vergangenheit gezeigt hätte, dass dies nicht immer gelinge. Eine weitere Herausforderung, mit welcher der Schulleiter regelmäßig zu ringen habe, wären politische Entscheidungen, die je nach Interessenslage der regierenden Parteien, variieren würden. „Entscheidungen so umzusetzen, dass sie für Schülerinnen und Schüler gewinnbringend sind, ist manchmal eine echte Aufgabe“, scherzt er. Mit der hiesigen Gemeindeverwaltung habe es allerdings durchwegs eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit gegeben. „Ein deutliches Lob an dieser Stelle.“

Jeder, der mit Norbert Hohmann als Schulleiter zu tun hat, kennt ihn nur in Anzug und Krawatte. Über die Jahre wurde es zu seinem Erkennungszeichen, wenn auch ungeplant. Hohmann ohne Anzug, das passt einfach nicht. Wieso eigentlich? Durch das Tragen eines Anzuges wolle er Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit ausdrücken und dem Gegenüber das Gefühl vermitteln, ihn zu respektieren und ernst zu nehmen. Es sei eigentlich keine große Sache. Dass ihn viele mit einem Anzug verbinden, sei ihm gar nicht so bewusst gewesen.
In rund einem Monat ist für ihn nach 17 Jahren ein langes Kapitel zu Ende. Nicht nur für ihn, auch für Lehrerinnen und Lehrer und die Schülerschaft. Er werde den Kontakt zu so vielen verschiedenen Menschen vermissen.

 

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