"Ohne Königin klappt datt nich"
Von Gaby Eggert
14.8.2020 Uefte-Overbeck. Treffen zum „Piepe schmöken“, dazu lud Bernd Klevermann, der amtierende Schützenkönig der Trachtenschützengilde Uefte Overbeck alle noch lebenden ehemaligen Könige zum Königspass ein.
Doch das gestaltete sich nicht so einfach. „Ohne Königin klappt datt nicht“, so die Erkenntnis des Tages. Zumindest nicht so gut
Aber von vorne:
Der Königspass wurde vor vielen Jahren neben dem Landgasthof Triptrap gebaut, heute ist es Dank des Einsatzes von Matthias Wüpping eine gemütliche Sitzecke um vorbeilaufenden oder vorbeifahrenden die Möglichkeit zum Päuschen zu bieten. Oder sich eben mit den Ehemaligen zum „Piepe schmöken“ zu treffen.
Mit dabei waren Heinz Temmler, König von 1994 – 1999, seine Königin war Mechthild Schick
Manfred Gaffke, Schützenkönig von 1999 – 2004, Königin war Iris Körschgen
Theo Diekhoff, König von 2004 – 2009 – er regierte mit Monika Steinkamp
Johannes Triptrap König von 2009 – 2014. Er regierte mit Bärbel Linneweber
Martin Wieschus regierte von 2014 – 2019 mit Marlies Weßel das Uefte-Overbecker Schützenvolk.
Bernd Klevermann regiert mit Sabrina Ribbekamp bis zum Jahr 2024.
Bevor es zum Königspass ging statteten die ehemaligen Majestäten dem 85jährigen und damit ältestem noch lebenden ehemaligen Regenten Hannes Hutmacher der von 1984 – 1989 mit Hedwig Knufmann regierte, einen Besuch ab. Dieser freute sich sehr über die Aktion und auch er suchte für das gemütliche Stündchen seine Bauerntracht und seine Orden aus dem Schrank.
Er erinnerte sich noch gut an seinen finalen Treffer, der durchaus gewollt war. Gemeinsam mit seinem Bruder Willi habe er sich einen spannenden Kampf geliefert, der wegen anhaltenden Regens aus dem Zelt heraus stattgefunden habe. Als man ihn dann nach dem Treffer hat hoch leben lassen, kam für ihn ein kurzfristiger kalter Guss, denn der Schießmeister stellte fest, dass oben noch ein Fitzelchen Holz hing. Er habe den Kampf aber trotzdem für sich entschieden und ein rauschendes Fest gefeiert. Etwas was alle ehemaligen Könige besonders betonen, sei die funktionierende Gemeinschaft in Uefte-Overbeck. „Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist sehr stark und familiär“, sagte Hannes Hutmacher. Woran er sich spontan erinnert: „Ich war froh als die Kette weg war“, erinnert er sich lachend. Aber nicht, weil die Regentschaft keinen Spaß gemacht habe, sondern weil er an der Königskette doch sehr schwer zu tragen hatte.
Nebenbei stellten die Herren fest, dass niemand von ihnen je Kinderschützenkönig war. Und dass jeder der Könige irgendeine Neuerung eingeführt habe.
So hat Heinz Temmler die Erstellung der großen Strohpuppen als Werbung fürs Fest eingeführt. Er erinnert sich neben dem großen Gemeinschaftsgefühl auch an viele Besuche bei den, an Uefte Overbeck angrenzenden Gemeinden und ihren Schützenfesten. „Das ist schon toll wenn wir da in unseren Trachten einmarschieren“, so Temmler.
Sein Nachfolger Manfred Gaffke habe dafür gesorgt, dass der abzuschießende Vogel in Uefte von Werner Steinkamp gebaut wurde. Und man sei froh gewesen, dass es ein Probeschießen gegeben hätte, denn der allererste Vogel war nicht von der Stange zu bekommen, erinnerten sich die Männer.
Theo Dieckhoff hat ein gemeinsames Adventsingen eingeführt, welches immer noch stattfindet. „Fünf Jahre zu regieren ist schon toll“, sagt er. Und dass der abgedankte Thron am Montagabend beim gemeinsamen Einmarsch noch einmal einen besonderen Applaus von den Gästen erhält, sei ein erhebendes und schönes Gefühl. Ein Gefühl was die anderen mit ihm teilen, wie das zustimmende Kopfnicken zeigt.
Theo Diekhoff wurde von Johannes Triptrap abgelöst, der sich damals zu seinem 50. Geburtstag mit der Königswürde quasi ein eigenes Geschenk machte. „Die Gemeinschaft, das gemeinsame Feiern von Alt und Jung, das ist einfach unbeschreiblich schön“, so der Inhaber des Landgasthofes Triptrap. Er hat das Doppelkopfturnier unter dem Motto „Der König lädt ein“ eingeführt, zu dem sich viele Uefter-Overbecker jedes Jahr im Januar treffen.
Seitdem Martin Wieschus König war, gibt es nun auch einen eigenen Martinszug in der Bauernschaft. Mit Musik, Laternen und sogar einem Martin auf einem Pferd wird zu St. Martin dann durch den Ort marschiert und der Abend gemeinsam beendet. Er erzählt: “Ich habe so viel neue Leute auch in den Nachbarvereinen kennen gelernt“. Auch der nähere Kontakt zu den Schermbecker Schützenvereinen habe ihm sehr gut gefallen. Herausragend sei in jedem Jahr auch der Große Zapfenstreich bei den Schermbecker Kilianern gewesen.
Der amtierende König Bernd Clevermann hat noch nicht soviel erlebt. Durch die Coronapandemie sind ja alle Feste in der Nachbarschaft ausgefallen. „Aber das kurze Treffen mit den Altschermbecker Kilianern am Kilianssonntag an der Vogelstange sei recht herzlich und nett gewesen. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Pflege des Denkmals von Nikolaus von Flüe. Etwas was dabei nicht zu klären war: Erfolgt jetzt eine offizielle Übergabe von Schüppe und Harke vom alten an den neuen König? Offensichtlich besteht da noch Klärungsbedarf, wie die Herren lachend feststellten.
Ja und dann sollte nach dem langen Erzählen endlich mal die Piepe brennen. Denn Tabak hatte König Bernd extra aus dem Norden mitgebracht. Fruchtig roch er, was bei allen gut ankam. Die Pfeifen wurden gestopft- tja und dann wollte zunächst keine brennen. „Ohne Königin geht datt nicht“, wurde humorvoll geschimpft, denn man muss wissen, dass es die jeweiligen Königinnen sind, die zur Parade auf dem Festplatz die Pfeife vorbereiten. Die Damen haben offensichtlich das richtige Händchen fürs stopfen, denn beim Festakt brennt diese sofort.
Eine „Piepe“ brannte, dann ging sie wieder aus, bei Theo Diekhoff ging erst überhaupt nichts, denn das Röhrchen war verstopft. Mehrere Anläufe wurden benötigt, bis endlich alle qualmten und dann wurde es so richtig gemütlich...............