Kilianer begaben sich auf Spuren der Vergangenheit
15.10.2019 Schermbeck. Die Wasserburg in der Gemeinde Schermbeck erfuhr vor 700 Jahren, also im Jahr 1319 die erste urkundliche Erwähnung.
Damals befand sie sich im Besitz des Grafschaft Kleve. Der Drost Johann von der Recke residierte hier im Auftrag der Grafschaft, sorgte für Recht und Ordnung in der Stadt. Die Burg ist mit dem Schützenwesen eng verbunden, da diese zur Verteidigung der Stadtmauern, Tore und Türme unverzichtbar waren. Aufgrund des 700. Geburtstages der Burg wählte die Kiliangilde die Burg als Motiv für ihre jährlichen Buttons. Anlässlich des Festaktes am Ehrenmal richtete Präsident Rainer Gardemann in seiner Rede den Blick auf die Geschichte der Burg. „Danach wurde ich mehrfach angesprochen darüber mehr zu erzählen“, so Gardemann erfreut. Dieser Wunsch war dem sehr geschichtsinteressierten Präsidenten Befehl und er lud seine Schützen zu einem historischen Spaziergang von der Burg zum Heimatmuseum und anschließend in die Georgskirche ein. 30 Personen folgten der Einladung und folgten interessiert den Ausführungen von Angela Prinz (Besitzerin und Bewohnerin der Burg), Hans Zelle und Rainer Gardemann.
Herzog Adolf von Kleve verlieh Schermbeck im Jahr 1410 die Stadtrechte, denn rund um die Burg siedelten sich Häuser an, eine Mauer wurde gebaut. Zwei Stadttore, das östliche Steintor und das westliche Mühlentor ermöglichten Ein-, Aus- und Durchfahrten. Zusätzlich gab es für die auf der Burg Residierenden ein Falltor, dass man Hogen Mai nannte, damit Privilegierte zu jeder Zeit hinaus und herein gelangen konnten.
Als Fluchtweg bestand ein unterirdischer Gang von der Burg bis zur westlichen Mauer in der heutigen Georgstraße. „Wir haben den Gang nie gefunden“, berichtete Angela Prinz, aber es gebe im Keller eine zugemauerte Öffnung. Davon wusste auch Lisa Beck. denn beim Neubau eines Wohnhauses an der Georgstraße sei man in der Tiefe auf Mauerreste gestoßen. „Deswegen konnten wir die Tiefgarage dort nicht bauen“, berichtete sie. Burg und auch Stadtmauern stünden auf Holzpfählen, so dass diese auch unterirdisch bleiben müssen. „Sonst bricht alles zusammen“, erklärte Gardemann
.Im Jahr 1425 wurden durch eine Fehde mit Heinrich von Gemen Stadt, Burg und Kapelle zerstört. Im Jahr 1483 gab es einen erneuten Angriff derer von Gemen die Häuser. Burg und Kirche niederbrannten. Johann II. von Kleve ließ die Stadt neu aufbauen. „Handwerker wurden benötigt, so dass sich hier viele Familien ansiedelten“ wusste Hans Zelle zu berichten.
Nachdem das klevische Geschlecht um 1600 ausstirbt, verliert auch die Burg an Bedeutung. Die Burg hatte, bis sie im Jahr 1859 in Privatbesitz gelangte, viele Besitzer und Funktionen. Sie war Gerichtsstätte, hatte einen Diebsturm, war Amtshaus und auch Brauerei. Die Dichterin Annette von Droste Hülshoff, übernachtete auf ihrer Durchreise hier im Jahr 1837 habe sich aber nicht sehr wohl gefühlt. „Zu kalt und ungemütlich“ sei in Schriften nachzulesen, wusste Angela Prinz.
Mühlenbesitzer und Posthalter Anton Schmitz und seine Frau Gisberta kauften die Burg, die damals das „Amtshaus 129“ war im Jahr 1859. Die Familie Schmitz sind die Vorfahren der Familie Prinz, in deren Besitz sich die Burg, die seit 1997 unter Denkmalschutz steht, heute befindet. Als Dankeschön für den Einblick erhielt die Familie Prinz von der Kiliangilde eine Gartenbank geschenkt.
Die nächste Station des Spaziergangs war das Heimatmuseum, welches ebenfalls auf großes Interesse stieß. Viele betraten das Museum dabei zum ersten Mal. Hans Zelle erläutere den Besuchern anhand des Modells das aufgebaute historische Stadtbild. Aber auch weitere Inhalte und Exponate des Heimatmuseum stießen auf großes Interesse.
Einen weiteren Blick in die Historie gewährte Rainer Gardemann in der Georgskirche. An der Kirche befand sich bis zum 18. Jahrhundert auch ein Friedhof in dem der Erzieher des letzten Thronfolgers von Kleve -Johann von der Recke, seine ewige Ruhe gefunden hat. Seine Grabplatte ist an der Wand seitlich des Altars angebracht. „Man vermutet dass die Georgskirche ursprünglich dreischiffig war“, so Gardemann. Auch die Kirche hat bei den Bränden im Jahr 1425 und 1483 erheblichen Schaden erlitten.
Das Altarbild bezeichnete Gardemann als: "Das Wertvollste was wir hier in Schermbeck haben". Von diesem Altarbild könne man auch die Art der Bekleidung der Menschen im 15. Jahrhundert ableiten, denn „Die Künstler haben die Protagonisten des Bildes in der damals üblichen Mode gemalt,“ so Gardemann.
Die Fotos:
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