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Rainer Schwarz freut sich auf den Ruhestand: "Endlich nicht mehr fremd bestimmt sein"

Von Gaby Eggert
12.12.2023 Schermbeck. Mehr als 43 Jahre in einem Unternehmen, davon 22 Jahre als Vorstand einer Regionalbank - eine Karriere, wie sie Rainer Schwarz bei der Volksbank Schermbeck hingelegt hat, wird es so in Zukunft wohl nur noch selten geben. Der 64-Jährige hat dabei viele Entwicklungen nicht nur mitgemacht, sondern auch für seine Bank gestaltet. Diese Karriere wird am 31.12. dieses Jahres mit dem Eintritt in den Ruhestand enden. Rainer Schwarz freut sich darauf. „Ich merke es reicht“, sagt er. Aber er gesteht auch: „Die Gemeinschaft mit den 85 Mitarbeitern wird mir fehlen.“
Eine Abschiedsfeier im üblichen Sinn wird es allerdings nicht geben. Denn Schwarz ist ein Mann der gern gegen den Strom schwimmt, wie er selbst von sich sagt. Aus diesem Grund hat er sich überlegt die übliche Abschiedszeremonie anders zu gestalten. Persönlicher. Viele seiner Wegbegleiter hat er zu sich in die Bank und in sein eigens dafür hergerichtetes Wohnzimmer eingeladen. Eine Woche lang.


Auf der Couch mit Hans Zelle, einem langjährigen Wegbegleiter

Eine Woche lang sagte Rainer Schwarz „Tschüss“. Bei Kaffee, Kaltgetränken und Gebäck. Er plauderte mit Weggefährten, mit alten Freunden und Kunden, frischte Erinnerungen auf - verbrachte etwas Zeit mit ihnen. „Viele Dönekes wurden aufgefrischt und längst Vergessenes hervorgekramt“, so Schwarz, dem der Mensch und der persönliche Kontakt immer wichtig war und ist.
Rainer Schwarz ist ein echter Schermbecker Jung und im ehemaligen Schermbecker Krankenhaus geboren. Nur zur Ausbildung bei der Raiffeisenbank in Wesel, verließ er den Heimatort. Auch zum sozialen Leben im Ort hat der Vater von zwei Kindern, neben seiner Tätigkeit in der Bank seinen Beitrag geleistet. Er war Ehrenamtler beim SV Schermbeck, bei der Mittelstandsvereinigung und auch beim Heimat- und Geschichtsverein hat er sich in die Vorstandsarbeit eingebracht. Sein letztes großes Ehrenamt ist die Schöffentätigkeit beim Landgericht in Duisburg. Neben der Tätigkeit am Schreibtisch suchte Schwarz den Ausgleich in sportlichen Aktivitäten, spielte Fussball, Tennis, Golf und beteiligte sich an großen Marathonläufen. Heute spielt er noch Golf.

Beruflich erlebte er die schwierigen Zeiten der 80er und 90er Jahre wegen vieler Insolvenzen im Mittelstand, vor allem wegen hoher Zinsen und der Wirtschaftskrise, mit. Danach durchlebte er die Bankenkrise in den Jahren 2007 und 2008.
Schwarz erinnert sich: „Damals habe ich so manche schlaflose Nacht gehabt.“ Sein Albtraum sei gewesen, dass die Kundinnen und Kunden kommen und ihr Geld abheben. „ Ich habe im Traum die Schlangen vor der Bank stehen sehen, das wäre für uns das Aus gewesen“, sagt er. Aber dieser Worst Case blieb dem Vorstand, damals mit Willi Köster und Rainer Schwarz erspart.


Eine recht lustige Pressekonferenz gab es auch mal

Im Jahr 2005 gründeten die damalige Sparkasse und die Volksbank auf Anregung des Bürgermeisters Ernst-Christoph Grüter die „Schermbecker Boden“. Schwarz wurde Geschäftsführer des Unternehmens, welches vier Wohnbau- und ein Gewerbegebiet erschlossen hat. Im Jahr 2010 war er Mitbegründer der Schermbecker Energiegenossenschaft.
Sein letztes großes Projekt ist der Neubau, beziehungsweise der Umbau der Volksbank Schermbeck mit einer konzeptionellen Neugestaltung für die Mitarbeiter. Längst haben neue Arbeitsformen wie das Job-Sharing, das Desk-Sharing, das Co-Working, aber auch die immer wichtiger werdende Beratung der Kunden per Videochat im Haus Einzug gehalten.

Stolz ist er darauf, dass die Volksbank Schermbeck die einzige selbstständige Ortsbank im Kreis Wesel ist. Getreu dem Motto des Hauses „Wir finden eine Lösung“, sei er immer bestrebt gewesen, die Eigenständigkeit der Bank zu erhalten. „Etwas Besseres als eine kleine Bank vor Ort gibt es für den Mittelstand nicht“, sagt der Dipl. Bankbetriebswirt. Und: „Wir haben immer die Möglichkeit geschaffen, individuell auf jeden Kundenwunsch einzugehen“, beschreibt Schwarz das Erfolgsrezept des Hauses.
Als Vorteil habe er es immer empfunden, im Ort zu wohnen. „So konnte ich auch mal samstags oder sonntags schnell ein - zwei Stunden im Büro verbringen“, so Schwarz, der natürlich auch zu unterschiedlichen Festivitäten im Ort Präsenz zeigte.


Seine Kraftquelle wären die großen tollen (Trekking)Reisen mit seiner Frau Marion Sebastian-Schwarz, die ihm im Übrigen den Rücken frei gehalten habe, gewesen. 40 Länder haben sie gesehen, den Kilimandscharo bestiegen, sind zum Mount Everest Basecamp gewandert, haben die Amazonasquelle erkundet und eine Vulkantrekkingreise nach Kamtschatka unternommen.
Worauf er sich jetzt freut: Nicht mehr fremd bestimmt zu sein, Freizeit zu haben, Zeit mit seiner kleinen Enkeltochter Emma verbringen zu können und natürlich mit seiner Frau Marion zu verreisen.

 

 

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