Jede Kröte zählt! - Die Knoblauchkröte in der Schermbecker Lippeaue
26.7.2023 Schermbeck (pd). Eine Kröte, die nach Knoblauch riecht? Sogar Hunde können sie mit ihrer feinen Nase finden? Tatsächlich befindet sich diese ganz besondere Amphibie hier im Kreis Wesel. In der Biologischen Station kümmert sich seit vielen Jahren Diplom-Landschaftsökologin Johanna Kasper intensiv um den Schutz dieser gefährdeten Art. „Als erste Aufgabe meines Praktikums vor 12 Jahren an der Biostation, sollte ich mit Wasserfallen in der Lippeaue bei Schermbeck nach der Knoblauchkröte suchen. Die Art ist vom Aussterben bedroht und super selten. Und tatsächlich konnte ich zwei Kaulquappen dieser Art nachweisen und war sofort begeistert.“
Seit 2014 begleitet die wissenschaftliche Mitarbeiterin das Schutzprojekt rund um die Knoblauchkröte im Kreis Wesel. Dank verschiedener EU-kofinanzierter Förderprogramme konnte auch schon einiges zur Förderung der Art geschafft werden. Über das Integrierte LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“ (weitere Infos unter www.sandlandschaften.de) konnten beispielsweise über mehrere Jahre lang nachgezüchtete Kaulquappen und Jungkröten in die Gewässer der Lippeaue ausgesetzt werden. Dies soll die nur noch wenige Tiere starke Population der Art stützen. Und in diesem Jahr wurden diese Bemühungen auch endlich belohnt. Gleich in vier Gewässern konnte eine erfolgreiche Fortpflanzung der Knoblauchkröte nachgewiesen werden: Neben den nächtlichen Rufen der männlichen Kröten mittels Unterwasser-Aufnahmegeräten, konnten auch in ausgelegten Wasserfallen Kaulquappen nachgewiesen werden. Dabei wurde auch eins der 2016 für die Art neu angelegten Gewässer selbständig besiedelt. „Ein ganz besonderer Erfolg, der motiviert weiterzumachen!“, so die Landschaftsökologin.
Ziel des Artenschutzprojektes ist die Schaffung eines Laichgewässerverbundes, das die Ausbreitung der Knoblauchkröte insbesondere entlang der Lippe fördert. Als Froschlurch benötigt die Kröte geschützte Landlebensräume, die sich in unmittelbarer Nähe des Gewässers befinden. Denn hier verbringt sie den Großteil des Jahres, eingegraben im Boden. Eine „amphibienfreundliche“ Bewirtschaftung des Grünlandes sowie die Optimierung bestehender Kleingewässer sind weitere geplante Maßnahmen für die Lippeaue – damit die Knoblauchkröte nicht ganz aus unserer Landschaft verschwindet.
Übrigens, zurzeit sind die noch sehr kleinen Jungtiere vieler Amphibienarten zu Hunderten auf den Straßen, Wegen und Waldränder auf dem Weg zu den Landlebensräumen zu beobachten. Nicht erschrecken, sondern mit großer Umsicht den Weg freimachen.