Auch die Esel sind auf Lühlerheim eingezogen
28.9.2021 Weselerwald (geg). Neugierig beäugten die beiden Poitou Esel Jack und Kenny die ankommenden Besucher aus der Ferne. Beim Betreten der Wiese aber kamen sie zögerlich näher. Vor ein paar Tagen sind sie im Dorf Lühlerheide eingezogen und fühlen sich offensichtlich auch ganz wohl. Kenny mit dem zotteligen Fell ist ganz zutraulich, Jack benimmt sich dagegen beim Fototermin etwas störrisch. Ein Foto reicht ihm. Dann dreht er den Anwesenden das Hinterteil zu und möchte sich nicht, wie der Fotograf das wünscht, von der Stelle bewegen. Esel eben.
Die beiden Hengste sind zusammen aufgewachsen und verstehen sich deshalb ganz gut, berichtet Landwirt Maximilian Kolb. Damit es dann auch so friedlich bleibt, werden sie demnächst zum Wallach.
Vor gut einem Jahr wurde die Landwirtschaft auf dem Gelände wieder aktiviert. Ein Archehof wird hier entstehen mit dem Ziel einer tiergestützten Therapiemöglichkeit. Acht Mitarbeiter absolvieren derzeit eine Fortbildung, um mit den Klienten entsprechend arbeiten zu können. Mit zunehmendem Vertrauen zum Tier, zu sich selbst und im Umgang mit den Tieren, beziehungsweise der Einbindung in der Versorgung der Tiere, bieten sich für den Klienten andere Möglichkeiten sich zu öffnen und durchaus auch weiterzuentwickeln. Für die Therapie vorgesehen sind die Hühner, Ziegen und Esel. Langfristig vorgesehen ist, die tiergestützte Therapie auch nach außen zu öffnen.
Um den Aufbau des neuen Betriebszweiges kümmert sich der 26jährige Dipl. Agrarbetriebswirt Maximilian Kolb, der für diese Aufgabe seinen Lebensmittelpunkt von Hessen in die Tiefen von Weselerwald verlegt hat. 344 Glückliche Hühner und fünf Hähne waren die ersten Tiere, die dort im frühen Herbst des letzten Jahres eingezogen sind. Ihre leckeren Eier, die im kleinen Verkaufsraum neben dem Cafe zum Verkauf angeboten werden, haben schon viele Fans gefunden. Demnächst soll es auch Eierlikör geben- dieser wird dann im Cafe verkauft. Im Januar dieses Jahres haben auch 15 Thüringer Waldziegen und ein Bock auf dem Hof Lühlerheide ihr Zuhause erobert. Immer haben sie etwas zu meckern, wie beim Gang über den Hof ganz gut zu hören ist.
Damit der Hof die Zertifizierung „Archehof“ erhält müssen die Kühe und die Schweine noch einziehen. „Das scheitert im Moment an den fehlenden Baugenehmigungen um die Ställe fertig zu stellen“, erklärt Theo Lemken, der Geschäftsführer der evangelischen Stiftung Lühlerheim. Um als "Arche-Hof" anerkannt zu werden, ist das Züchten von mindestens drei alten Nutztierrassen Voraussetzung. Lemken hofft aber, dass die Glandrinder – eine traditionelle Rasse des Hausrinds- bis Weihnachten auf dem Hof sind. Des Weiteren werden Anfang des Jahres, wenn alles klappt, schwäbisch Hällesche Landschweine auf Lühlerheim einziehen. Sobald die Zertifizierung vollzogen ist, wird es einen Tag des Hofes geben, an dem sich die Öffentlichkeit ein Bild der neuen Landwirtschaft machen kann. Die Geschäftsführung schätzt, dass es im Mai soweit ist.